Eine Wanderung mit böser Überraschung

Von Corte hat es uns zwischenzeitlich wieder an die Westküste verschlagen. Genauer gesagt irgendwo ins Nirgendwo etwa 20 km südlich von Porto auf einen Campingplatz ein paar Gehminuten vom Meer entfernt.

Doch zunächst ein kleiner Rückblick auf unsere Erlebnisse gestern im Restonica Tal. Die von uns ursprünglich geplante Wanderung musste ja aufgrund einer gesperrten Straße umgeplant werden und auch unser Plan B sollte letztendlich scheitern weil wir so spät los gekommenen sind, dass wir keinen Parkplatz mehr bekommen haben. Nach ein wenig Angezicke haben wir uns auf Plan C geeinigt: ein Weg, der laut Karte immer nah am Fluss entlang führen sollte. Genau genommen, stimmte das auch. Zumindest wenn man nur die Waagerechte betrachtet. Was wir nämlich nicht ahnten, dass die Route so steil ansteigt, dass wir irgendwann rund 200 Meter über dem Fluss sein würden. Der Ausblick war dafür um so schöner und immerhin waren wir mit Schuhwerk und Verpflegung gut ausgerüstet. Nach etwa einer Stunde Aufstieg und einer Pause machten wir am höchsten Punkt der Route kehrt um uns am Ende der Strecke noch im Fluss abzukühlen. Der Aufstieg ist übrigens in weniger als der Hälfte der Zeit zu schaffen. Woher ich das weiß? Ich hab' es  ausprobiert. Und das kam so:

Gut gelaunt wieder am Auto abgekommen, stellte ich fest - der Schlüssel ist weg! Noch sind alle ganz ruhig geblieben, kann ja eigentlich nur an der Badestelle aus der Tasche gefallen sein. Und die ist nicht so furchtbar weit weg. Doch auch das Durchkämmen des Sandes und das Buchstäbliche Umdrehen der Steine half nicht. Der Schlüssel blieb verschollen. Das war der Moment in dem so langsam die Panik in mir aufstieg. Aber eine Idee hatte ich noch. Vielleicht hatte ich ihn ja bei der Pause verloren. Also bin ich den Weg wieder hoch gerannt. Wieder Fehlanzeige. Beim Abstieg wurde ich von einem sehr netten Engländer begleitet der zweieinhalb Jahre für Draeger in Lübeck als Übersetzer gearbeitet hat bevor er nach Berlin gezogen war.

Wieder am Auto angekommen blieb unsere Aufregung nicht unentdeckt und mehrere Leute haben uns ihre Hilfe angeboten. Wir entschieden uns aber mit dem fast leeren Handy bei fast keinem Empfang den ACE anzurufen. Ich hatte die Hoffnung, dass der Ersatzschüssel im Auto ist. Der Akku reichte gerade noch, doch war schon während des Gesprächs klar, dass die Aktion nicht billig werden würde. Der nächste ACE Partner ist 25km weit weg. Auf Korsika kann das verdammt viel sein. Während wir warteten und warteten verabschiedete sich natürlich der Akku, dafür kam das in diesen Tagen obligatorische Nachmittagsgewitter auf. Die Zeit verging und wir überlegten was wir als nächstes so ganz ohne Schlüssel aber mit immer größer werdendem Hunger in der Pampa machen würden. Die Heckscheibe einzuschlagen erschien mir jedenfalls als gar nicht so schlechte Option. Dann hätten wir wenigstens wieder Essen, warme Sachen und Strom fürs Handy um beim ACE nachzufragen wo denn die teure Hilfe bleibt.

Als der Regen aufhörte versuchte ich mich als Einbrecher. Vor Jahren wurde Bertha mal in Dortmund aufgebrochen und seit dem ist das Beifahrerschloss eh nicht mehr ganz neu. Der erste Versuch mit einem Stück Starkstromkabel das ich auf dem Parkplatz fand scheiterte doch. Aber ein unscheinbarer rostiger langer Nagel sollte zum Erfolg führen. Wir war es tatsächlich gelungen das Schloss zu offenen ohne weitere bleibende Schäden zu hinterlassen (auf der anderen Seite aber auch etwas gruselig). Der Ernüchterung folgte sofort: der Ersatz Schlüssel lagert sicher verwahrt in Lübeck. Also waren wir nur einen kleinen Schritt weiter. Wenn schon scheiße, dann wenigstens richtig: unsere Wohnraumbatterie war so leer, das erst noch ein Bastelarbeit nötig war um das Handy an der Starterbatterie zu laden. Ohne Schlüssel keine Zündung keine Spannung im Zigarettenanzünder.

Dann irgendwann ging endlich das Handy wieder an und begrüßte mich mit einer neuen Nachricht auf der Mailbox. Der ACE war dran. Unser Pannenhelfer hätte angeblich selbst eine Panne, könne erst in weiteren 3 Stunden (ab jetzt, über zweieinhalb Stunden schon vergangen) da sein. Ob wir denn unter diesen Umständen überhaupt warten wollten. Ja... Wollten wir. Uns fehlte auch irgendwie die Alternative. Da wo wir standen wären wir nämlich eh früher oder später abgeschleppt worden (parken nachts verboten, wird auch scharf kontrolliert).

Eher mehr um die Zeit tot zu schlagen als wirkliche Hoffnung zu haben machte ich mich zum dritten Mal an diesem Tag auf den Weg die Restonica entlang und den Berg hinauf. Achtete dieses Mal von Anfang an genauer drauf ob der Schlüssel irgendwo auf dem Weg lag. Und tatsächlich: nur rund 300 Meter vom Auto entfernt lachte er mich an. Auf einem Teil, der eigentlich nicht zum Weg gehörte und den wir morgens nur gegangen waren um länger am Wasserlauf zu sein.

Das Ende der Geschichte ist schnell erzählt: Pannenservice abbestellt, eingekauft und den nächst besten Campingplatz angefahren. 

Und am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Porto. Dazu aber später mehr. Denn allein der Weg dorthin wäre einen eigenen Blogartikel (dieses mal im positiven Sinn) wert.


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Kommentare: 3
  • #1

    Adele& (Montag, 05 Juni 2017 15:20)

    Oh Mann,wir fiebern eh schon die ganze Zeit mit euch.bisher ist schon alles sehr spannend,aufregend u.abenteuerlich,aber diese Geschichte ist der Horror für jeden camper in Tour! Es bleibt auf jeden Fall spannend mit euch,wir begleiten euch weiterhin!Liebe Grüße aus Potsdam!

  • #2

    Daniel (Montag, 05 Juni 2017 22:55)

    Ich schmeiß mich weg... Drunter macht ihr 's aber auch nicht? Habe mich beim Lesen sehr amüsiert (ja, wer den Schaden hat...) und das Kopfkino läuft. Wünsche noch viele Erlebnisse auf eurer (Tor-) Tour. Euch Erlebnisse angenehmerer, für uns Mitleser darf es ruhig ähnlicher Art sein. ;-)
    Aber letztendlich wünsche ich euch weiterhin eine tolle unvergessliche Zeit miteinander!
    Grüßle,
    Daniel

  • #3

    silke (Mittwoch, 07 Juni 2017 09:30)

    Euch bleibt auch gar nichts erspart. Bewundernswert, dass Ihr die Ruhe bewahrt. Gott sei Dank, es ist alles gut ausgegangen. Ich wünsche Euch weiterhin gute Fahrt und weniger Aufregung. Liebe Grüße. Silke